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Der semitische und indogermanische Zweig verteilen sich dabei
derartig, daß jenem Mesopotamien, Syrien und Arabien, diesem die übri-
gen Gebiete, also hauptsächlich die Gebirgsländer Vorder-Asiens zufallen.
Im äußersten S.-O. (Halbinsel Malakka, Ostindischer Archipel)
stnden wir die Mala Yen (A. G. 61 Vi); der Rest des Erdteils,
die weite Ländermasse des N.-O. wird von den Mongolen ähnlichen
Völkern (A. G. 61 Ii) bewohnt.
§. 19. Die Religionsformen Asiens sind mannigfaltig. Es ist
dieser Erdteil die Gebnrtsstütte der ersten Bekenntnisse. Die 3 mono-
theistischen Religionen (Judentum, Christentum, Mohammedanismus) sind
bei den Semiten entstanden. Doch ist gerade bei den Völkern Asiens die
sittlich reinigende Kraft der Religion ganz in den Hintergrund geschoben.
Die wichtigsten der herrschenden Religionssysteme sind:
1) Der Brahmanismus in Ostindien (Kastenwesen, Seelen-
Wanderung), bei dem Brahina, Wischnu, Siwa die Hauptgötter waren.
2) Der Buddhismus, eine reine Umgestaltung der brahma-
nischen Religion (6. Jahrh. v. Chr.), durch welche der Arme und
Gedrückte zu seinem Recht kommt (Verwerfung des Kastenwesens). Die
ethischen Vorschriften erinnern an die des Christentums, wenn auch die
Ziele grundverschieden sind: Weltflucht statt der Weltbesieguug. —
„Böses lassen, Gutes thun, die Gedanken bezähmen."
Der Buddhismus hat wohl die meisten Bekenner, da ganz O.-,
das halbe S.- und ganz Jnner-Asien ihm angehören.
3) Der Lamaismus ist ein Zweig des Buddhismus. Er be-
ruht auf dem Glauben an die stete Menschwerdung einiger göttlicher
Wesen. Ein solches ist der höchste Geistliche, der Dalai Lama,
dessen Geist nach seinem Tode sich sofort eine neue Stätte in einem
andern Körper sucht.
Der Lamaismus ist besonders in Tibet vertreten, wo der Dalai
Lama in Lhassa residiert; er tritt aber auch in anderen Teilen Asiens,
besonders in der Mongolei auf.
4) Die Religion Chinas enthält eine Reihe von sittlichen
und politischen Vorschriften, kennt indessen keinen persönlichen Schöpfer,
sondern leitet die Entwicklung der Dinge von einer ewig schaffenden
Naturmacht ab. — Von Staats wegen wird dies Bekenntnis von den
Unterthanen verlangt, indessen hat sich daneben der Buddhismus Platz
gemacht, der z. T. mit der chinesischen Religion verschmolzen ist.
5) Die Religion der Parsen (Dualismus) hat nur noch eine
geringe Zahl von Bekennern, hauptsächlich in Persien.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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36
man mit Recht hier das „Vaterland des Obstes" suchen kann. Ver-
Pflanzung des Kirschbaumes durch Lucullus.
Gegen das Altertum ist die Kultur der Halbinsel, besonders unter
türkischer Mißwirtschaft, sehr stark zurückgegangen (Entholzung der
Wälder und ihre Folgen). An Stelle der alten reichen Griechenstädte
stehen heute elende Ruinen. ^Smyrna, das den Handel der ganzen
W.-Küste in seinem Hafen konzentriert, zählt 225 T. E.
Das gewaltige Gebirgssystem, das in stetig abnehmender Breite
ganz Asien von O. bis zur W.-Küste durchzieht, fällt fast auf allen
Seiten zu Tiefebenen ab (zähle sie nach der Karte auf), die am um-
fangreichsten im N.-W. sind.
§. 15. Iii. Die n.-w. Tiefebenen reichen vom Nördlichen
Eismeer bis zum Nordrande von Hoch- und Vorder-Asien.
a. Sibirien, bis zur s. Begrenzung des Obgebietes, ragt mit
11 Breitegraden in die kalte Zone hinein. Erniedrigung der Temperatur
durch die s. und ö. Gebirge. (Kältepol.)
Bis zum Polarkreis sind weite Tunderngebiete; der kurze
Sommer läßt nur die oberste Decke zu einem sumpfigen Boden er-
weichen. — Die tiefer eingesunkenen und in dem beständigen Frost
erhaltenen Tiere zeugen indes von einem frühern Klima, das tiefere
Erdschichten aufthaueu ließ. (Elfeubeinmafsen. Treibholzberge.)
S. schließt sich ein weiter Waldgürtel bis ungefähr zum 60°
(Linie 'Tobolsk-Jakutsk) an. Nur kleine Stellen sind bebaut, obwohl
unsere Feldfrüchte dort gedeihen würden. — Der Wald ist die Heimat
der Pelztiere (Zobel, Hermelin, Fuchs). Die Bevölkerung (Samojeden,
Jakuten) wohnt meistens an den Flüssen. Lebensweise der Polarvölker.
An dieses Gebiet schließt sich im S. mit n. Ausbuchtungen in den
Flnßthälern eine Region, die mehr dem Ackerbau zugänglich gemacht
ist, wiewohl der Mangel an Verkehrswegen sehr erschwerend wirkt.
Plagen der Heuschrecken und der sibirischen Rinderpest.
Das Gebirgslaud birgt nicht nur Erze aller Art, sondern
auch große Steinkohlenlager, so daß dasselbe in viel größerm Maß-
stabe, als es der Fall ist, genützt werden könnte. Von größter Bedeu-
tuug werden die Bodenschätze sein, wenn die pacisische Bahn ('Jekaterin-
bürg - Wladiwostok) fertig gestellt sein wird.
Das Land ist hauptsächlich auf den Verkehr mit O.-Europa an-
gewiesen; denn im S. sind die gewaltigen Gebirge und die Wüste, im
O. die unwirtliche Küste Amerikas, im N. das Eismeer und die 7 bis
8 Monate lagernde Eisdecke auf den Strömen hinderlich.
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Extrahierte Personennamen: Zobel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Sibirien Wladiwostok Amerikas
11
Der Mensch.
auch nach dem verschiedenen Klima der Länder, Felle, Baum-
wolle, Seide. Ganz ohne Kleidung leben fast alle roden
Nationen in der tropischen Gegend; es giebt aber kein Volk
ohne Putz. Eben so lassen sich auch die Menschen nach ihren
Wohnungen in vier Klaffen bringen: solche, die in Höhlen
wohnen, die armseligsten Fischer- und Iägcrvölkcr; diejenigen,
deren Wohnungen Jette sind (Nomaden); die mnisten rohen
Völker wohnen in Hütten; alle gebildete in Hausern.
Hauptnahrungsmittel der Menschen: Getreide, Kar-
toffeln, Reis, Mals, Hirse, Sago, Brotfrucht, Ba-
taten, Maniok, Fleisch, Fische, Milch.
§. 16. Die rohesten Völker, meistens Jager- u. Fischervölker,
Wilde genannt, zeigen keine Spur von Bildung der, Geistes.
Wissenschaften, ja selbst Buchstaben sind unbekannt; manche kön-
nen nicht einmahl bis zehn zählen. Sie lassen sich fast nur durch
sinnliche Triebe und Leidenschaften lenken, und das sittliche Gefühl
ist bei ihnen so schwach, daß manche sogar Menschen schlachten
und verzehren; das Menschenleben wird bei ihnen wenig geachtet.
Manche Wilde sind indeß von Natur sehr gutmüthig unv vertrag-
lich. Höher an Bildung stehen schon die Nomaden,' bei denen man
fast überall sschon Schreibekunst und einige Rcligionsbegriffe und
Kenntnisse findet. Aber nur Ackerbau treibende Volker kön-
nen gebildete Völker werden, denn ohne feste Wohnsitze, die
den Nomaden fehlen, und ohne gewissen und reg ein, aßt gen
Unterhalt, der den Jager- und Fischervölkern nicht i-nmer zu
Gebote steht, können weder Künste noch Wissenschaften ge-
deihen, und nur solche Völker, welche Künste und Wissenschaften
treiben, heißen gebildete, cultivirre Völker.
§. 17. Auch in Hinsicht der Art und Wesse Gott zu erken-
nen, zu verehren und dessen Huld und Gnade zu erwer-
den (Religion) stimmen nicht alle Völker überein. Einige ver-
ehren ein höchstes geistiges Wesen, als Schöpfer, Erhalter und
Regierer des Weltalls, theils ohne alle bildliche Darstellung
(Juden, Muhamedancr, Christen), theils unter gewissen Ge-
stalten, z. B. von Feuer, Menschen, Himmelskörpern u. d,?rgl. m.
gedacht oder dargestellt (Feueranbeter, Hindus, Verebrer des Dalai
Lama, Sternanbeter). Andere haben von dem göttlichen Wesen
die elendesten Begriffe und machen jede ihnen auffallende Sache,
z. B. Thiere, Bäume, Kunstwerke u. dergl. m. zum Gotte (Fe-
tischanberer). Einige Völker verehren mehre Götter (Polythei-
sten); andere verehren selbst Naturerscheinungen, z. B. feuer-
speiende Berge, Wasserfalle, Donner und Blitz als göttliche We-
sen. Völker, welche den einzigen wahren Gott ohne Bild und
unter keiner Gestalt gedacht anbeten, heißen Monotheisten;
alle übrigen Heiden, Götzendiener.
Die Juden theilen sich in zwei Hauptklassen (Sekten), Ka-
raiten und Rabbaniten.
Die Muhamedancr bilden ebenfalls zwei Hauptsekten, Sun-
niten (Türken, Araber, Mauren) und Schiiten (Perser).
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12
Der Mensch.
Die Christen theilen sich in abendländische und morgen-
ländische. Zu den abendländischen gehören
9) die Römischen Katholiken, deren überhaupt der Papst
in Rom ist;
b) die Protestanten, welche kein kirchliches Oberhaupt ha-
den, und zu denen die Lutheraner, Reformirten, die An-
hänger der Englischen Kirche (Episkopalen und Presbyterianer
oder Puritaner), evangelische Brüder oder Herrnhuter.
Unitarier. Wiedertäufer, Menoniten, Quäker u. a. ge-
hören. — Lutheraner und Resormirte nennen sich jetzt in vielen
Gegenden Deutschlands vereinigt evangelischen Christen.
Zu den morgenlandischen Christen, welche ursprünglich
alle den Patriarchen in Konstantinopel als kirchliches Ober-
haupt anerkannten, gehören die Griechischen Christen, die Ne-
storianer, die Jakobiten, Kopten und Armenier, welche
alle ihr eigenes geistliches Oberhaupt (Patriarch) haben.
Die vornehmsten Geistlichen der Christen heißen: Erzbischof,
Patriarch, Bischof, Abt, Generalsuperintendent, Probst,
Superintendent.
§. 18. Die meisten Ackerbau treibenden Völker, besonders die
gebildeten, haben sich, um gegen Unordnung gesichert zu sein und
sich gegen Angriffe fremder Völker schützen zu können, gewissen Ge-
setzen unterworfen und zur Vertheidigung ihres Landes ver-
einigt, d. h. sie bilden Staaten. In den meisten Staaten
steht Einer an der Spitze, der dafür sorgt, daß die Gesetze aus-
geübt werden und daß ein jedes Mitglied des Staats (Staatsbür-
ger) ruhig und ungestört leben kann, und der zu diesem Zwecke
Beamte, Staatsdiener ernennt, welche den Staat nach den
bestehenden Gesetzen und nach seinen Vorschriften verwalten, Ver-
brecher bestrafen, für Ordnung und Sicherheit sorgen und die Strei-
tigkeiten der Staatsbürger schlichten. Dieser Eine heißt Fürst oder
Regent, wenn er lebenslänglich regiert und wenn einer seiner
Anverwandten nach seinem Tode in seine Stelle tritt, und der
Staat, worin er herrscht, heißt eine Monarchie. Die Fürsten
führen verschiedene Titel; sie heißen Kaiser, König, Kurfürst,
Großherzog, Herzog, Fürst, Sultan, Schach, Chan,
Dei, Emir u. s. w. Hat aber ein Staat keinen Fürsten an sei-
ner Spitze, sondern wählen die Staatsbürger ein Oberhaupt oder
mehrere auf gewisse Jahre oder auf Lebenszeit, so heißt ein solcher
Staat eine Republik, ein Freistaat (Schweiz, die freien
Städte in Deutschland). Hat der Fürst das Recht, Gesetze zu ge-
den und abzuändern, Steuern aufzulegen, Krieg anzufangen und
Einrichtungen im Staate zu machen, wie er es für gut hält, so
ist eine solche Monarchie unbeschränkt (Rußland, Dänemark,
Spanien); muß er aber bei wichtigen Gesetzen, Einrichtungen und
Unternehmungen und bei neuen Auflagen die Einwilligung der Ab-
geordneten der Staatsbürger (Stände, Reichstag, Parla-
ment, Cortes, Landtag) haben, so ist eine solche Monarchie
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschlands Konstantinopel Schweiz Deutschland Dänemark Spanien
13
Der Mensch.
beschränkt (die meisten Deutschen Staaten). Wenn ein Fürst
nach Laune und Willkühr herrscht und weder die Gesetze des Staats,
noch die Rechte der Staatsbürger achtet, so ist er ein Despot.
Tirannen nennt man Fürsten, welche mit Grausamkeit gegen
ihre Unterthanen verfahren. Die Regierungsgehülfen eines Fürsten
heißen Minister, Staatssecretairs, Geheime Räthe,
Staatskanzler, Großwessir. Bei Nomaden ist die patri-
archalische Verfassung gewöhnlich; bei ihnen hat nämlich jeder
Stamm seinen Ältesten zum Fürsten, Anführer und Schiedsrichter.
Zur Vertheidigung gegen fremde Angriffe unterhalt jeder Staat
ein Kriegsheer, Landmacht; viele auch bewaffnete See-
schiffe, Flotten; Seemacht, Marine. Fast in allen Staa-
ten giebt es auch Städte, die mit Wällen, Schanzen, Mauern
und Gräben umgeben (befestigt) sind, um einem andringenden
Feinde leicht widerstehen zu können (Festung). Die Schiffe, welche
mit Kanonen und Soldaten besetzt sind, heißen Kriegsschiffe;
solche hingegen, welche nicht bewaffnet sind und nur zum Verfah-
ren der Waaren dienen, Kauffahrteischiffe, Kauffahrer.
Die größten Kriegsschiffe, die oft 120 Kanonen haben, heißen Li-
nienschiffe; kleinere heißen Fregatten, Corvetten, Briggs.
— Dampfschiffe, Paketbvte.
Einige Staaten haben einen Theil ihrer Einwohner nach an-
dern Landern geschickt, um dort Ackerbau, Bergbau oder Handel
zu treiben, d. h. sie haben Niederlassungen, Colonien, an-
gelegt. Die Bewohner solcher Colonien heißen Colonisten, An-
bauer. Die Europäer, besonders die Engländer, haben Colonien
in allen Erdtheilen, und viele tausend Deutsche leben in Amerika,
wohin noch jährlich eine große Menge auswandert.
Anm. Die Zahl der Menschen, welche auf der Erde leben, ist unbc,
konnt; (man schätzt sie etwa auf 860 Millionen, von denen
über 200 Mill. in Europa wohnen; 5oo Mill. mögen etwa in
Asien, roo Mill. in Afrika, 5o Mill. in Amerika. 2 bis 5
Mill. in Australien sein); wohl aber kennt man die Einwohner-
zahl in vielen einzelnen Staaten. Man erfahrt sie, indem man
die Menschen selbst, oder die Familien zahlt, oder nach der Zahl
der Gcbornen und Gestorbenen berechnet; denn in großen Städ-
ten stirbt ungefähr jährlich von 50 Menschen Einer; in klei-
nen Städten und auf dem Lande nur von 50 oder ¿10.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Briggs
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europa Asien Afrika Amerika Australien
52
lichen Kirchen übersehen können. Andere besuchenswerte Punkte sind
die Georgs-Marienhütte und Iburg südlich von Osnabrück, der
Piesberg und die Karlssteine nördlich von der Stadt; denn alle
diese Orte gewähren liebliche Aussichten, annähernd wie in Thü-
ringen.
Aus der Georgs-Marienhütte sind mehrere Hochöfen in Thätigkeit,
die das Eisen verschmelzen, welches aus den Bergen zwischen hier und
Kloster Oesede gewonnen wird; die Steinkohlenflöze bei Iburg liefern
das nötige Brennmaterial für den Hüttenbetrieb. Iburg war ehemals
eine auf steil abfallender Felshöhe gelegene Burg, in welcher von 1073
bis 1661 die Bischöfe von Osnabrück wohnten, und unter deren
Schutze der Flecken Iburg sich allmählich entwickelt hat. Das jetzige
Schloß dient als Amthaus.
Der Piesberg, eine Stunde nördlich von Osnabrück gelegen, ist
reich an Steinkohlen, die sich auszeichnen durch ihren metallähnlichen
Glanz und durch die große Hitze, welche sie beim Brennen entwickeln.
Die Steinbrüche des Piesberges liesern bunten Sandstein. Von dem
Piesberge nur durch die Bramsche? Landstraße geschieden, ziehen sich
in östlicher Richtung die Hohneberge hin, die wegen der „Karlssteine"
im Hohnewalde von Altertumsfreunden vielfach aufgesucht werden.
Diese Karlssteine bilden ein längliches Viereck, etwa 6 in lang und
4 m breit, und sie bestehen aus mehreren kleinen Trägern, aus denen
drei größere Decksteine ruhen, welche früher nur einen Stein gebildet
zu haben fcheinen. Gleich den Steinhäusern bei Fallingbostel und
den Steindenkmälern aus dem Giersselde im Kreise Bersenbrück sind
diese Karlssteine wohl als Hühnenbett der Ureinwohner des Landes
anzusehen. Über die Zerteilnng des Decksteins geht folgende Sage:
Karl der Große traf einst in der Waldesfchlncht am Hohneberge
den heidnischen Sachsenherzog Wittekind. Kaiser Karl bernst sich aus
die hohe Wunderkraft seines Glaubens und will den Sachsensürsten
dadurch bewegen, das Christentum anzunehmen. Da antwortet Witte-
kind: „Wenn dein Gott so mächtig ist, so bitte ihn um Beistand,
und zerschlage mit deiner Haselgerte diesen großen Stein, dann will
ich an seine Macht glauben." Karl schlägt voll gläubiger Hoffnuug
mit der Gerte auf die Felsplatte, und siehe da, sie zerspringt in drei
Stücke. Das macht einen so gewaltigen Eindruck aus den Sachsen-
herzog, daß er gleich daraus sich taufen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl
82
Dichter; denn kein zweites Harzthal wirkt in seinen großartigen Fels-
gebilden so zauberisch auf uns ein, wie eben dieser Teil des Bode-
thales, und deshalb giebt es auch kein anderes Thal, welches so
sagenreich an die Vergangenheit anknüpft.
Auf der Treseburg lebte der wilde Jäger Hans Hackelberg; auf
dem Hexentanzplatze tanzen die Hexen in der Maiennacht; im Bode-
thale ist die Teufelsbrücke, und hier verfolgte der wilde Böhmenkönig
Bodo die fliehende Bruuhildis, die Tochter des Riesenfürsten; hier
treibt auch der Thalzwerg sein Wesen.
Der wilde Jäger. Wenn die Herbststürme durch das Gebirge
brausen, dann zieht in nächtlicher Stunde das Wodansheer über die
Harzberge. Grauenhaste, gespenstische Jägergestalten, von Nebel um-
wallt, jagen unter dem Gekläff der Meute mit lautem Jagdrufe in
wilder Hast über Berg und Thal dahin.
Voran reitet auf seinem riesigen Jagdrosse der gewaltige Wodan,
der mächtige Beherrscher des Himmels und der Erde. Vor ihm her
fliegen zwei Raben, ihm zur Seite schreiteu zwei Wölfe, und hinter
ihm folgt in bunter Reihe fein Volk. Einer der wildesten Jäger ist
Hans Hackelberg. Er lebte zu Ende des 16. Jahrhunderts aus der
Treseburg, an der schäumenden, brausenden Bode, und seine einzige
Lust war die Jagd; denn wild wie seine Umgebung war sein Gemüt.
Als er einst einen grimmen Eber erlegt hatte und als Sieger
stolz seinen Fuß auf den Nacken feiner Beute setzte, da raffte das
verendende Tier die letzte Kraft zusammen und fuhr mit seinen scharfen
Hauern in Hackelbergs Fuß, daß der wilde Jäger todwund zu Boden sank.
Da fluchte Hans Hackelberg laut und wollte nichts von Himmels-
frieden und Seligkeit wissen, sondern nur jagen können im grünen
Reviere bis zum „Jüngsten Tage".
Sein Wunsch ging schrecklich in Erfüllung; denn mit dem Wodans-
Heer muß er in stürmischen Nächten das Harzgebirge durchjagen ohne
Rast und Ruh bis in Ewigkeit.
Die Roßtrappe. In den Urzeiten wurde der Harz von Hünen
und Zwergen bewohnt. Auf einem Kriegesznge kam der wilde Böhmen-
könig Bodo hierher und verliebte sich leidenschaftlich in Bruuhildis,
die Tochter des Riesenfürsten. Aber Bruuhildis wollte uichts von
ihm wissen und entfloh aus ihrem schnellen Rosse, versolgt von dem
trotzigen Böhmenkönig. Plötzlich gähnt ein grausiger Abgrund vor
ihnen, und schnaubend bäumt Bruuhildis' Roß sich empor, während
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Extrahierte Personennamen: Hans_Hackelberg Bodo Hans_Hackelberg Bode Hans_Hackelberg Bodo
B. Das staatliche Leben in der Provinz Hannover.
Die Provinz Hannover bildet mit 11 anderen Provinzen das
Königreich Preußen. Unser Landesvater, der König und Kaiser Wil-
Helm Il, ist geboren am 27. Januar 1859. Diesen Geburtstag
haben wir in guter Erinnerung; denn er ist für uns seit Jahren ein
Feiertag gewesen, an welchem wir mit immer erneuter freudiger Be-
geisterung sangen:
„Heil dir int Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands,
Heil Kaiser dir".
Am 15 Juni 1888 trat Kaiser Wilhelm Ii. die Regieruug an,
und bei Eröffnung des preußischen Landtages erklärte er mit fester,
männlicher Sprache: „In der auswärtigen Politik bin ich entschlossen,
Frieden zu halten mit jedermann, so viel an mir liegt. Unser Heer
soll den Frieden sichern, und wenn er uns dennoch gebrochen wird,
soll es imstande sein, ihn mit Ehren zu erkämpfen."
Diese Worte hat unser Kaiser Wilhelm dadurch thatsächlich be-
stätigt, daß er gleich daraus mit den auswärtigen Mächten den Friedens-
bnnd stiftete, und wo er bereits bestand, denselben erneuerte. Dabei
wurde ihm überall in Rußland, Schweden, Italien und Österreich
die wärmste Zustimmung entgegen gebracht.
Von eben so großer Bedeutung sind die Worte, welche Kaiser
Wilhelm Ii. bei einem anderen Anlasse an die Abgeordneten des
preußischen Volkes richtete: „Ich halte mir das Wort des großen
Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen der König des Staates erster
Diener ist". Und in gleicher Gesinnung fügte er hinzu: „Mein Leben
und meine Kraft gehören meinem Volke, dessen Wohlfahrt zu fördern
die schönste Aufgabe meines königlichen Berufes ist".
Diesen Grundsätzen entspricht auch sein Handeln; denn mit un-
ermüdlicher Hingebung war er stets bemüht, den Arbeitern ein für-
forglicher Beschützer zu sein und alle staatlichen und gesellschaftlichen
Einrichtungen in den Bahnen des Gesetzes zu halten.
Bei Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals endlich in jüngster
Zeit sprach Kaiser Wilhelm Ii. in Hinblick auf Schiffahrt und Handel
ähnliche Gedaukeu aus: „Im Frieden nur kann Welthandel sich ent-
wickeln, im Frieden nur kann er gedeihen, und Frieden wollen und
werden wir aufrecht erhalten".
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm
8
vor dem Steinthore auf das Rad geflochten. Unsere Ruhepause ist
zu Ende, in einer halben Stunde legen wir den letzten Rest unseres
Weges zurück und gedenken am Abend mit Vergnügen der schön ver-
lebten Stunden voller bunter Abwechselung.
Dritter Tag:
Die Südseite Hannovers.
Es ist Ansang August. Heute überschreiten wir die Ihme und
sind in kurzer Zeit in der Stadt Linden, welche durch diesen Fluß
von Hannover getrennt wird.
Linden mit 34000 Einwohnern hat erst seit 1883 städtische
Verfassung. Es ist also die jüngste Stadt unserer Provinz und war
bis vor etlichen Jahren unser größtes Dorf. Unter den Fabrikanlagen
Lindens verdienen besonderer Erwähnung: die mechanische Weberei,
die Maschinenfabrik und die Baumwollenspinnerei. Zu dem raschen
Aufblühen hat die rege Gewerbthätigkeit des Joh. Egestorff und
seines Sohnes Georg Egestorff den Grund gelegt.
Die Stadt Linden liegt am Fuße des Lindener Berges, welcher
unser nächstes Reiseziel ist. Oben angekommen, überschauen wir
freundlich gelegene Dörfer, deren Häuser nicht wie an der Nordseite
Hannovers mit Stroh, fondern mit roten Ziegelsteinen gedeckt, und
deren Wände nicht aus Ständerwerk, sondern massiv aus Mauersteinen
gebaut sind. Zahlreiche Ziegeleien, welche wir ringsumher erblicken,
geben uns den Grund hierfür an und belehren uns gleichzeitig über
die Bodeubefchaffeuheit; denn wo Ziegeleien sind, muß Lehmboden
sein. Neben den Ziegeleien sehen wir auch Kalköseu im Betriebe.
Die aus dem Meere stammenden versteinerten Schneckenhäuser, welche
sich am „Lindener- und dem benachbarten Tönniesberge" in Menge
vorfinden, liefern uns deu Beweis, daß in uralten Zeiten das Meer
bis hierher gereicht und diese Berge als Jnfeln umfpült hat.
Wir besichtigen nun den auf den: Lindener Berge kunstvoll an-
gelegten, überdachten, großen Wasserbehälter, welcher durch die Rick-
linger Pumpwerke mit vortrefflichem Quellwasser versehen wird, und
ganz Hauuover durch Röhrenleitung mit gesundem Trinkwasser versorgt.
Darauf fetzen wir unseren Weg fort in westlicher Richtung und
erreichen in etwa zehn Minuten den kleinen Salzfluß Fösse, welcher
bei der Saline Egestorff seinen Ursprung hat und bei Limmer in die
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: August Georg_Egestorff Limmer
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deiner Aufregung nicht acht giebst auf den schmalen, wenig betretenen
Fußpfad! Du gerätst gewiß mitten ins Moor hinein und findest in:
günstigsten Falle vielleicht erst einen Ausweg, wenn der Morgen tagt.
Fast von jedem Moore erzählen die Sagen, wie solche Irrlichter die
nächtlichen Wanderer vom Wege abgelenkt und ihnen im trügerischen
Moore ein kaltes, schauerliches Grab bereitet haben. Das Moor ist
in niederdeutscher Mundart in folgendem Gedichte fehr zutreffend be-
schrieben:
„De Born x) bewegt sik op un dal,
Als gingst dn längs en büken Bahl,
Tat Water schülpert in'ne Graf,
De Grasnarf bewert op un as;
Dat geiht hendal, dat geiht tohöch,
So lisen als en Kinnerweeg.
Tat Moor is brnn, de Heid is brun,
Dat Wnllgms schient so Witt as Dnn
So week as Sied, so rein as Snee,
Den Hatbar°) reckt dat bet an't Knee.
Hier huppt de Pock in't Reed hentlang,
Und singt uns Abends sin Gesank;
De Foß de brut, de Wachtel röppt,
De ganze Welt is still und slöppt.
Du hörst bin Schritt ni, wenn du geihst,
Du hörst de Rüschen, wenn du steihst,
Dat lewt und wewt in't ganze Feld
As wehr't bi Nacht eu anner Welt.
Denn ward dat Moor so wiet un grot,
Denn ward de Minsch so lütt do Mood:
Wnll3) weet, wo laug he doer de Heid
Noch frisch un krästi geiht."
In manchen Gegenden, z. B. bei Gifhorn, Diepholz und in Ost-
sriesland ist man aber mit Ersolg bemüht gewesen, das Moor dem
Ackerbaue dienstbar zu machen, und man hat dadurch das trübe, düstere
Bild desselben in ein sreuudliches umgewandelt und zwar auf dreifache
Weise:
1. Man brennt die oberste trockene Torsschicht ab, um sofort in
die abgekühlte Afche Buchweizen zu sähen, welcher dann in günstigen
Jahren das dreißigste Korn liefert.
1) Boden.
2) Storch.
3) Wer.
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